So, da wären wir also wieder. Gehe nicht über Start, stelle keinen Sportchef ein… Und wißt Ihr was? Ich glaube, es ist besser so. Aber von vorne.
Schon als der Name Sammer zum ersten Mal fiel, war ich skeptisch. Weil wir uns ja alle immer noch nicht von den Jubelarien erholt haben, die uns der letzte Sportchef beschert hat, der vom DFB kam. Siegenthaler. Genau.
Je länger diese Sache dauerte, und je mehr Infos durchsickerten, desto skeptischer wurde ich. 2 Millionen Jahresgehalt? Oha. Die von Siegenthaler installierten Leute im Nachwuchsbereich müssen gehen? Soso. Sammer will Freund, Schumann, Stevic, Böger mitbringen? Äh, ja.
Klar, Sammer war als Spieler wahnsinnig erfolgreich, holte mit Dortmund als Trainer danach den Titel und schaffte es ins UEFA-Pokal-Finale. Auch beim DFB läuft es nicht grade schlecht, seit er da ist.
ABER: Er hat als Sportdirektor in der Bundesliga keinerlei Erfahrung. Und dann gleich so ein hohes Gehalt, verbunden mit so hohen Folgekosten? Puh.
Da hatte ich schon ziemliche Magenschmerzen bei dem Gedanken. Weil: Nen Sportchef mit ohne Bundesligaerfahrung haben wir ja schon. Und der ist mir, ehrlich gesagt, lieber als Sammer.
Es wurde seit Freitag Mittag wahnsinnig oft erwähnt, wie schlecht der HSV jetzt da stehe, weil etwas verkündet wurde, was noch nicht fix war.
Ganz ehrlich? Ich fand es gut, daß der HSV mit der Information, daß man Sammer ein Angebot macht, an die Presse ist. Man hat ja zu keiner Zeit Vollzug vermeldet, sondern eben nur das Angebot.
Weil: Den Flurfunk, daß der HSV an Sammer dran ist, gab es schon Wochen vorher. Mir ist es lieber so, mit offenen Karten, als bis zuletzt zu dementieren und dann “Ätsch, wir haben Euch doch angelogen” zu sagen. Ich mag Ehrlichkeit – auch beim Fußball.
Viel wichtiger ist doch aber: Laut Rieckhoff, AR-Vorsitzender des HSV, war nicht nur die Meldung, sondern sogar ihr genauer Wortlaut mit Sammer abgesprochen. Zuvor hatte er Teilen des Aufsichtsrats vier Stunden lang ein Konzept vorgestellt.
Noch am Freitag früh wurden mit Sammers Anwalt Details am Vertrag geändert – Freitagmittag sagte er dann ab.
Die Begründung Sammers zu seiner Absage finde ich dann schon recht niedlich – denn daß seine Kinder in München zur Schule gehen und beim FCB Fußball spielen, das war vermutlich auch schon vor Wochen klar, als er anfing, mit dem HSV zu flirten. Klärt man dann nicht früher, wie man das mit der Familie löst?
Und wieso meint Sammer, es sei unnötig Druck aufgebaut worden – wenn eigentlich schon alles klar war, er es nur dem DFB noch nicht gesagt hatte? Hat er dann den Druck nicht eigentlich selbst verursacht?
Es gab einen fast fertigen Vertrag, es gab bereits Verhandlungen mit konkreten Leuten – das war in meinen Augen alles sehr, sehr kurz vorm Abschluß. Dennoch: Daß Sammer jetzt einen Rückzieher gemacht hat, finde ich persönlich gut. Ich glaube, es wäre ein sehr, sehr teurer Fehler geworden.
Und das sagte ich auch schon, bevor er sich heute Abend bei Sky90 in Widersprüche verrannte.
Mit dem erneuten Sportchef-ja-nein-vielleicht-Theater ist der HSV allerdings endgültig das “Bauer sucht Frau” der Bundesliga. Auch da sieht man peinlich berührt Menschen dabei zu, wie sie völlig tolpatschig versuchen, eine Beziehung zueinander aufzubauen.
Schlimm finde ich das allerdings nicht – ich gucke diesen Trash sehr gerne. Und die Einschaltquoten sprechen dafür, daß ich nicht die Einzige bin.
Meine größe Sorge an der ganzen Geschichte war, wie Basti Reinhardt es aufnimmt. Er wurde zum wiederholten Mal zur zweiten Wahl. Und ich finde es extrem großartig, daß er nicht beleidigt hinwirft – sondern ankündigt, daß er jetzt die Krallen ausfährt. Schaden kann das nicht.