Und damit bin ich nicht allein. Basti Reinhardt, den ich schon so sehr ins Herz geschlossen hatte, als er noch in unsrer Innenverteidigung rumstakste und dabei nicht immer gut aussah, nach dem Spiel: “Das ist der bitterste Moment, seit ich beim HSV bin. Wenn ich sehe, wie die Paulianer hier feiern, in unserem Stadion, dann könnte ich kotzen.”
Das heute ist ein verfickter Alptraum, und ich möchte bitte endlich aufwachen.
Ich weiß nicht, ob das auch die bitterste Niederlage meiner Zeit mit dem HSV war. Die zwei Halbfinal-Aus’ gegen Wer da? taten höllisch weh. Wenn ich an Fulham denke, könnte ich auch heute noch heulen.
Aber heute, ganz ehrlich, fühle ich mich persönlich beleidigt.
Hand auf’s Herz: Der HSV war die klar bessere Mannschaft, der Sieg müßte im Lexikon unter dem Wort “unverdient” aufgeführt sein.
Der HSV war leider mal wieder zu doof, ein Tor zu machen. Was da, gerade in der ersten Hälfte, an Großchancen verdaddelt wurde… da flippste völlig aus. Mr. “Ich gebe 100 000% für den HSV” aka. Nistel(unt)rooy hat Dinger vergeben, die hätte meine Omma mi’m Arsch reingemacht. Und die war kein Weltklassestürmer!
Die reichlichen HSV-Ecken blieben leider zu harmlos, geglückte Flanken gab es auch zu wenig. Erst hatten wir kein Glück, und dann… Ihr wißt schon.
Beim Gegentor sahen unsere Herren Innenverteiger, ja Westermannmannmann, ich meine auch Dich, eher teilnahmslos zu. Sieht man ja auch nur selten, so ein Tor vom Stadtrivalen aus nächster Nähe.
Petric gefiel mir sehr gut, nicht nur, weil es Petric ist, Ruud war (mal wieder) eine Enttäuschung, Jaro machte das, was er am besten kann – er lief und lief und lief. Ben-Hatira hätte ich gerne früher unten gesehen, auch, wenn er viel gelaufen ist. Trotzdem kam mir der Wechsel zu spät.
Elia kam zur Halbzeit für Jansen, und spielte mit Schal – so kalt war es eigentlich gar nicht. Spätestens nach diesem Spiel sollte ihm mal bitte jemand sagen, daß er jetzt erst mal so lange keine “Ich bin ja so toll und könnte auch bei den ganz großen Vereinen spielen”-Interviews mehr geben darf, bis er endlich mal Leistung aufm Platz zeigt. Ich sage ihm das auch gerne persönlich.
Übrigens lief bei uns in der ersten Halbzeit sehr viel über rechts, dafür dann in der zweiten Halbzeit sehr viel über links. Auch und vor allem dann, wenn auf der anderen Seite des Spielfelds alles frei war. Äh. Ich hatte das mit dem “Seitenwechsel” ehrlich gesagt anders verstanden.
Zu den Gästen: Sie haben sich heute selbst entlarvt. Als scheinheilig und keinen Deut besser als alle anderen, auch, wenn sie das gerne wären – ganz im Gegenteil.
Der HSV, die Fans im allgemeinen und ich im besonderen wurden nach dem Hinspiel hier, auf Twitter und in diversen gegnerischen Blogs angegangen. Ich fasse mal eben zusammen: Der HSV ist asozial, das wissen wir alle, wir sind alle Schläger und können uns nicht benehmen, was sich u.a. auch in Pyrotechnik und Angriffen auf gegnerische Fans manifestiert.
Um mal nur zwei Aussagen aus meinem eigenen Blog rauszugreifen, verweise ich auf diese Kommentare:
Sparschäler: [...]die spieler und anhänger können stolz auf die grandiose leistung sein, an einem tag ihren verein in den dreck gespielt und geschrien zu haben.[...]
Jekylla: [...]Was Pyro angeht: es mag schicke Folklore sein, dennoch: es ist verboten, es kostet auch den Gastgeberverein Geld und das ist keine besonders ansprechende Art und Weise, Gästeprivilegien wie das Mitbringen aller anderen Feierutensilien zu vergelten.[...]
Heute brannten im Gästeblock zahlreiche Bengalos. Und zwar lange, bevor der St. Adtteilverein auch nur einmal in unserem Strafraum war. Tja. Geht man etwa auch beim Gutmenschenverein nicht sonderlich ansprechend mit den Gästeprivilegien um? Oder waren das am Ende verkleidete HSVer, die die Pyro im Gästeblock abgefackelt haben?
Damit nicht genug: Die Polizei mußte irgendwann in den Gästeblock eindringen, es gab zunächst Prügeleien unter den Fans, später dann mit der Polizei. Bidde?
Ich habe schon viel erlebt – auch damals den massiven Polizeieinsatz im Block von ZSKA Moskau aus nächster Nähe, ich saß schräg drüber. Aber das heute – nun denn. Muß jeder selber wissen. Wenn wir auswärts fahren, dann hauen wir uns allerdings in der Regel nicht gegenseitig aufs Maul…
Eine grandiose Leistung, um den eigenen Verein in den Dreck zu ziehen, erbrachte heute Pliquett. Ja, prima, er durfte sein erstes Saisonspiel machen. Yay! Ja, fein, er hat den Kasten sauber gehalten und das Derby gewonnen. Aber ermächtigt ihn das dazu, Mladen Petric, der ihm nichts getan hat, persönlich widerholt mit dessen Jubel-Geste zu verhöhnen und danach in Kung-Fu-Manier unsre Eckfahne umzutreten?
Ganz ehrlich: Wäre ich Fan des St. Adtteilvereins, mir wäre es peinlich, solch einen Spieler im Kader zu haben. Aber vermutlich ist das ja jetzt “was anderes” und gehört zur Folklore. Is klar. Man stelle sich nur vor, das hätte einer von uns gemacht.
Den versuchten Sturm auf die HSV-Kneipe aufm Kiez und die dabei verletzten Polizisten erwähne ich mal nur der Vollständigkeit halber…
Wenden wir uns lieber etwas tollem zu: Der heutigen Choreo.
Hammer. Die gesamte Nord ergab ein riesiges Bild – so sah das von meinem Platz aus:
Und so insgesamt:
Schön, oder? Geholfen hat’s leider aber auch nicht. Genausowenig wie der großartige Empfang des Mannschaftsbusses. Wir waren auch da – und wäre ich Spieler und hätte in diesem Bus gesessen, der von hunderten Fans und zahlreichen großen Fahnen am Stadion begrüßt wurde – ich hätte Rotz und Wasser zusammengeheult.
Ganz ehrlich, ich könnte jetzt problemlos bis Samstag durchkotzen, so sehr geht mir das alles auf den Sack. Aber ich nehme jetzt einfach mal @MarcusKroeger beim Wort:
Nach der letzten Derbyniederlage ‘77 brachen die goldenen HSV-Jahre an.
Wenn das der Preis ist, den wir noch zahlen mußten, um nächste Saison Meister zu werden – bitte schön. Viel Spaß mit den drei Punkten. Es werden für lange Zeit die letzten gegen uns sein.
Und jetzt alle, auch ich: Aufstehen, Mund abwischen – Sonnabend geht’s weiter.
NUR DER HSV!