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28. Okt. 2008

Ich bin nur einer von diesen Gelegenheits-Stadiongängern, weil mein HSV seine Heimspiele über 400 Kilometer entfernt von meinem Wohnort austrägt. Von daher habe ich eigentlich keine Ahnung und Ihr solltet meine Worte nicht zu ernst nehmen.

Mannheim ist dann doch nicht so weit weg und so war ich am Sonntag beim vorzeitigen Fastnachtsauftakt im Hamburger Strafraum (“Wolle mer´n roilosse?”) dabei. Beim ersten “HSV, HSV” im Auswärts-Stehblock fühlte ich mich wie Tom Gerhardt am Ballermann: “Endlisch normaale Leute!”

Andere Dinge, die von vielen Hamburgern gebrüllt wurden, fand ich nicht ganz soooo lustig. Ganz ehrlich, man muss Hoffenheim nicht mögen. Wirklich nicht. Und die Empfindlichkeit von Hopp, Rangnick und Co. angesichts kritischer Berichterstattung und der in der Bundesliga alltäglichen Schmähgesänge ist peinlich. Der Tagesspiegel (Ihr habt es sicher mitbekommen) wurde bei der TSG zur Zeitung non grata, weil er in einem Kommentar kritisierte, dass z. B. schwulenfeindliche Sprüche nicht ähnlich verfolgt werden wie Hopp-Beleidigungen. Das müssen mir die Hoffenheimer schon erklären, was für ein Problem sie damit haben, dass man für Hetze gegen Schwule im Stadion dann ebenfalls belangt wird.

Aber als gegnerische Fans ewig auf der Tradition rumzuhacken, nur weil es Tradition ist, auf der Tradition rumzuhacken, naja… Irgendwie ist die Bundesliga dann halt doch ein Wettbewerb, der fragt: “Wer hat die meisten Punkte geholt?” und nicht “Wer hat den Längsten, äh… Vereinsstammbaum?” Ich kann diese Lautern-Fans nicht mehr hören, deren Verein nichts mehr anderes AUSSER Tradition zu bieten hat.

Und das Beschimpfen von Hopp selbst ist (auch wenn eine Bestrafung durch den DFB in solchen Fällen Quatsch wäre) irgendwie langweilig. Die Telekom pumpt jedes Jahr viele Millionen Euro in den FC Bayern. Warum regt sich da niemand auf? Nur weil es ein Unternehmen und keine Privatperson ist? Weil sich “René Obermann, Du Sohn einer Hure” schlechter singen lässt?
Neulich habe ich irgendwo einen intelligenten Satz gelesen. Sinngemäß fragte der Autor, warum eigentlich Schalke niemand für deren Haupt-Sponsor ans Bein pinkelt. Immerhin liegt Gazprom in Russland kuschelig mit einem verdammt menschenverachtenden Regime im Bett. Oder wurde letzte Woche im Volkspark “Sklaven, Sklaven von Gazprom” gesungen? Ich weiß es nicht, denn ich glänzte als Exil-Fan natürlich mal wieder mit Abwesenheit.

Ach und eins noch: Beim nächsten HSV-Spiel im Stadion (wahrscheinlich am letzten Hinrundenspieltag in Frankfurt) ziehe ich wieder mein von der Pleitegeigerin angesprochenes Glücks-Trikot an. Dann bin ich aber nicht Schuld, wenn Jarolim wieder so über den Platz trabt wie am Sonntag.

Euer Tissi

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