10. Apr. 2008
Da ich immer wieder feststelle, daß Zahnprobleme, besonders Weisheitszahnhorrorgeschichten, ein super SmallTalk-Thema sind, gibt’s heute meine neuste Zahngeschichte.
Ich hatte nämlich zum ersten Mal in meinem Leben Karies. Aber nicht nur so’n bißchen. Was ich mache, mache ich schließlich richtig. Ich hatte sehr schlimm Karies – weil der Weisheitszahn faul in der Gegend rum lag und ich deshalb einen Teil des linken unteren Backenzahns nicht putzen konnte, war da ein Loch in der Größe des Ozonlochs. Mindestens. Das mußte jetzt, wo die Zähne weg und der Weg für den Bohrer frei ist, schnell gemacht werden. Also quasi… Heute.
Der Zahnarzt hat dann also erst mal den Karies weggebohrt. Und dann begann der spaßige Teil der Veranstaltung: Die Wurzelkanalbehandlung. Ich konnte ja glücklicherweise nicht dabei zuschauen, aber wenn ich das richtig verstanden habe (Anwesende Zahnärzte mögen wir verzeihen, falls ich Grütze blogge), werden dafür von oben in den Zahn kleine Löcher geborht. Durch diese Löcher werden dann so winzigkleine “Korkenzieher” in den Zahn eingefädelt, um den soll sich dann der Nerv wickeln. Und dann wird der rausgezogen. Jippieh.
Das klappt immer erst beim gefühlt 1000. Mal. Da freut man sich doch dann, daß im Zahn drei Nerven sind. Und daß der Hauptnerv nicht richtig betäubt ist. Und bei jeder Berühung zieht bis ins Hirn. Hurra.
Als wäre das nicht schlimm genug… muß man dabei total aufpassen, daß in den Wurzelkanal keine Bakterien eindringen. Deshalb hat man mir einen Kofferdam (Bild bitte groß klicken, da wird das Übel so richtig schön deutlich!) verpaßt. Kofferdam heißt, laienmäßig, daß man so ein grünes Gummi-Dingens vor den Mund geschnallt bekommt, wie die Ärzte bei ner OP. Dieses Gummi-Ding wird dann in den geöffneten Mund gespannt, und mit einer Klammer an dem zu behandelnden Zahn festgemacht. So ist dann alles drumrum abgedeckt, der Mund schön mit grünem Latex “tapeziert” und der Zahnarzt kann am kaputten Zahn, der als einziger im grünen Latex ein Zimmer mit Aussicht gebucht hat, trocken und keimfrei arbeiten.
Ich weiß nicht, ob jemand von Euch schon mal so ein Ding im Mund hatte… Schon das Anlegen ist keine Freude. Danach hat man die Maulsperre und versucht, obwohl man natürlich weiß, daß das nicht geht, ständig, durch den Mund zu atmen. Folge: Das grüne Gummituch bläht sich lustig auf. Oder legt sich ekelhaft an die Zunge.
Immerhin wurde mein grünes Gummituch nicht von diesen… Metallklammern wie auf dem Wikipediafoto gehalten, sondern von ziemlich engen Gummibändern. Ich kam mir vor wie diese Menschen, die sich bei SM-Spielen mit lustigen Tennisbällen knebeln und die mit einem Riemen am Hinterkopf verschnüren lassen. (Nein, ich spreche nicht aus Erfahrung – aber ich wohne in Berlin und da rennen die auch mal so auf der Straße rum. Zumindest zum CSD.)
Jetzt sind die Nerven raus und ich habe vorübergehend eine Metallkappe auf dem Zahn, die aussieht, als wäre sie in einem früheren Leben ein Kronkorken gewesen.
Der Zahnarzt sagte, wenn der Druck zu groß sei, könne ich die auch einfach selber runterfloppen. Mit einem Zahnstocher. Oder einem, und das hat er wirklich gesagt, Schraubenzieher. Da es aussieht wie ein Kronkorken, werde ich einfach einen Flaschenöffner nehmen, wenn’s soweit ist. Denn um Bierflaschen mit dem Feuerzeug zu öffnen, bin ich ja leider zu uncool… ;-)
So. Jetzt werde ich versuchen, Kartoffelbrei zu lutschen. Kauen kann ich leider nicht, immer, wenn ich an den Kronkorken komme, höre ich die Engel singen, so weh tut das :-( (Aber daß Getafe grad 3-1 gegen Bayern führt, das macht den Schmerz doch ein wenig erträglich.)
Und um die Frage oben zu beantworten:
Die Wurzel aus Pleitegeiger ist vor allem eins: SCHMERZHAFT!