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7. Feb. 2006

Überarbeitete Fassung

Wow, Ihr Lieben, was für ein unglaublicher Tag liegt hinter mir!! Ich habe gerade geschätzte 70 Jahre Rock-Kult live erlebt. HAMMER!!!

Deep Purple und Alice Cooper live und in Farbe. Bin immernoch geflasht. Und hundemüde. Aber bevor ich in die Heia gehe, mit all den Eindrücken im Kopf und einigen Ohrwürmern gleichzeitig, will ich Euch noch ein bißchen daran teilhaben lassen.

Der Konzertabend stand zunächst unter keinem guten Stern. Ich war nach der Arbeit schnell bei Burger King am Alex, es schneite wie bekloppt und war bitterkalt. Das Konzert sollte um 19:30 Uhr anfangen, was ich mal für das absolute Gerücht hielt. Ich meine sorry – welches Konzert fängt schon um 19:30 Uhr an? HALB ACHT???

Okay, die Herren sind alle etwas älter, fast 60, da muß man schon früher ins Bett. Aber irgendwie glaubte ich nicht, daß die Herren Kultrocker tatsächlich so früh die Bühne entern würden.

Naja. Ich war gegen 19 Uhr an der U Eberswalder, hatte keine Ahnung, wo diese Max-Schmeling-Halle ist, und was mich da erwartet. Also hab ich mich erstmal im Schneetreiben durch den Jahn-Sportpark gekämpft und wär beinahe mehrfach auf die Fresse geflogen. Da wars nämlich spiegelglatt. Ich hatte natürlich nur leichte Sneakers an. Meine Mum würde mißbilligend den Kopf schütteln, wenn sie das wüßte. Die Sneakers haben nicht nur dünne Sohlen (-> keine Isolierung und kaaaalt von unten), sondern auch kein Profil. Es war also eine heitere Rutschpartie und ich hab mir gewünscht, ich hätte Schlittschuhe oder Spikes an.

Irgendwie kam ich dann in Sichtweite der Halle, ohne auf den Hintern zu knallen – und wäre dann fast vor Schreck umgefallen. Obwohl ab 18 Uhr Einlaß war und ich, ganz naiv, geglaubt hatte, bis ich da antanze ist nüscht mehr los am Einlaß, waren da ellenlange Schlangen. Eine riesige Halle – und drei kleine Popel-Eingänge. Prima Organisation. Ich glaube, das letzte Mal hab ich solche Schlangen beim Robbie-Konzert gesehen. Nur daß es da geschätzte 40 Grad mehr Außentemperatur hatte.

Wir standen also im eisigen Schneeregen quer durch die Pampa… Rutschten nur langsam vorwärts… und ich war davon überzeugt, daß das Konzert rum sei, bis ich die wärmende Halle erreicht habe.

Ganz so schlimm wars dann glücklicherweise nicht. Irgendwann stand ich, klitschnaß-geschneit und die Haare voller Eiskristalle, in der Max-Schmeling-Halle. Ich sah aus wie ein Schneemann.

Die Halle ist schon verdammt groß. Jede Menge Sitzplatz-Ränge an den Seiten, unten der Innenraum mit Platz für massig Menschen. Und eine schöne große Bühne natürlich. Ich suchte mir einen guten Platz – und wartete.

Pünktlich um 19:40 Uhr wurde es stockfinster. Ein Stück aus “Phantom der Oper” erklang – und Alice Cooper erschien auf der Bühne. Gänsehaut pur. Er sah aus, wie man es erwartet. Schwarze Mähne, schwarze Klamotten, mit silbernem Glitzer-sonstwas. Er hatte das Publikum von Anfang an im Griff – und inszenierte sich selbst.

Obwohl die Bühne groß war und die Band klein (2 Gitarren, 1 Bass, 1 Schlagzeug plus Alice. Ab und an noch ne Tänzerin (Die, glaube ich, seine Tochter ist. Zumindest war früher seine Tochter mit als Tänzerin auf Tour…) bzw Statisten) füllten die Jungs die komplette Bühne aus. Da merkt man einfach, wer’s drauf hat, gelernt ist eben gelernt.

Natürlich sind sie alle schreckliche Poser. Da wird der Fuß auf den Monitor gestellt und fleißig Luftgitarre gespielt. Aber hier erwarte ich das auch. Nicht so wie damals, mit nem Freund in der Pampa Heilbronns auf dem NEK-Konzert. Die Vorgruppe (Orange Blue) hatte wegen eines TV-Auftritts abgesagt, was dazu führte daß NEK, bei dem eh alle Songs eine frappierende Ähnlichkeit aufwiesen, irgendwann die Lieder ausgingen… Daher imitierte er fröhlich Elvis und übte sich in Rockstar-Posen. Aber das ist eine andere Geschichte…

Zurück zum “Fürst der Finsternis”, Alice Cooper: Ich war erstaunlich textsicher, hat sich also gelohnt, mit die “Greatest Hits” und das aktuelle Album “Dirty Diamonds” gestern auf den iPod zu kopieren und heute im Bürgeramt beim Warten auf den Perso zu hören…. Alle Songs kenne ich dennoch nicht. Klar – denn als Alice Cooper und Deep Purple ihre Karrieren starteten, kannten sich noch nicht mal meine Eltern…

Es folgte Hit auf Hit, ich tanzte und gröhlte mit, wie sich das gehört. Das Publikum war eine bunte Mischung. Ich hatte erwartet, daß ich da der Jungspund schlechthin bin – aber, weit gefehlt. Klar waren viele aus der Generation meiner Eltern da, Männer mit Jeanshemden und Lederwesten, Frauen mit schwarzen Lederhosen, überhaupt viel schwarz. Aber genauso waren junge Mädels in hellblauen Pullis da, erwachsene Männer mit textmarker-rosafarbenen Regenjacken usw.

Wie in guten alten Zeiten war die Bühnenshow genau geplant: Es gab einen Sarg auf der Bühne, Alice Cooper ließ sich in eine Zwangsjacke stecken – und wurde als Höhepunkt mit einer Guillotine exekutiert. Schockrock, wie man ihn erwartet.

Endlich sang er nach ziemlich genau einer Stunde “Schools Out For Summer”, die Stimmung brodelte – und Cooper verabschiedete sich. Aber so einfach sollte er mir nicht davonkommen. Waren wir nicht alle hier, um “Poison” live zu erleben?

Er ließ sich nicht lumpen, kam zur Zugabe raus… und sang “Poison”. Ich hatte zwar stellenweise den Eindruck, daß er da ein wenig kurzatmig war, aber heee, das ist sicher das Alter. Aber wenn man bedenkt, wie alt er ist, und daß er bis nachts um 4 Superbowl geschaut und morgens um 7 oder so schon wieder beim Sat.1-Frühstücksfernsehen gesessen hatte, dann war das echt erstaunlich.

Ich dagegen war bereits nach Alice Cooper müdegetanzt und vor allem heiser gesungen. Keine Ahnung, wie ich den Hauptact überstehen sollte… Zum Glück gabs erstmal eine Umbaupause, für mich einen Wiener mit Brötchen (1,50 Euro – eigentlich ein fairer Preis) und dann Deep Purple.

Aber wenn ich jetzt auch noch 90 Minuten Deep Purple blogge, komme ich morgen gar nicht aus dem Bett. Daher nur so viel: Kurz nach 23 Uhr erschallte in Berlin das wohl berühmteste Gitarrenriff der Welt – das Intro zu “Smoke On The Water”…

Alles in allem muß ich sagen: Die Ticketpreise lagen bei knapp über 55 Euro. Für zwei Kult-Rock-Legenden ist das angemessen, wie ich finde. Die Show war super, der Sound eigentlich auch. Wenn ich bedenke, daß die Haupt-Akteure alle knapp 60 sind, werde ich fast schon ehrfürchtig. Von Altersheim keine Spur – wenn ich mit 60 auch nur annähernd so gut rocke, wie Deep Purple und Alice Cooper, kann ich stolz sein.

In mir erwacht gerade wieder die Frage, ob ich nicht vielleicht doch lieber hätte Rock-Star werden sollen. Aber da es mit meinen Gitarrenkünsten nicht weit her ist (Ich hielt es immer für wahnsinnig toll, E-Gitarre spielen zu lernen – nahm es aber nie in Angriff), da sich bisher keiner meiner Musiker-Freunde erbarmte und mich mal auf sein Schlagzeug eindreschen ließ – und da ich zwar angeblich ganz passabel singe, aber mir einfach der Mut fehlen würde, um mich damit allein auf ne Bühne zu stellen, bleibt mir wohl nur eins: Ich werde weiterhin Rock tragen und Rock-Konzerte besuchen….

Achja, das hätte ich fast vergessen: Durch die Halle waberte eine Rauchwolke… da fing ich schon vom hinriechen an zu fliegen… :-) Das Deep Purple-Konzert liefere ich eventuell noch nach, vielleicht ja sogar als Podcast… Mal sehen.

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