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23. Sep. 2012

Würde ich podcasten, statt bloggen – Ihr würdet mich kaum verstehen. Meine Stimme ist immer noch angeschlagen, mein Hals tut noch weh, aber…

FUCK YEAH, HEIMSIEG!!!

Morgens regnete es noch, auf dem Weg zum Stadion dann blauer Himmel und Sonnenschein. Ein Tag, wie gemacht für eine Sensation.

Und die hatte ich morgens, beim Aufwachen, im Gefühl. Ich bin ja eh so ein “Die hau’n wir wech!”-Mensch, egal gehen wen. Aber diesmal glaubte ich noch mehr als sonst dran. Ich wollte es nur nicht beschreien und hielt die Klappe.
Aber hey, was soll schon groß schief gehen, wenn man in der Jacke, die man aus der Garderobe nimmt, Tor-Konfetti findet?

Es war schon ein besonderes Spiel. Es ging nicht nur gegen den amtierenden Meister und Pokalsieger – es ging auch darum, die HSV-Serie von 1982/83 (36 Spiele ohne Niederlage) zu retten, der Dortmund auf der Spur war. Und es war das Heim-Debüt von van der Vaart. Als die Mannschaft zum Aufwärmen raus kam, war es schon seltsam, ihn wieder im HSV-Trikot zu sehen.

Auch an Loddo ging das nicht spurlos vorbei. Erst sang er eine spezielle “Hamburg, meine Perle”-Version (“…ob in London oder Rom…”), dann versemmelte er die Aufstellung (Badelj war auf der Anzeigentafel, er kündigte Rudnevs an).

Dann ging’s endlich los… und kurz nach Anpfiff lagen wir uns schon jubelnd in den Armen! Etwas ungläubig noch – und überglücklich. 2. Minute, van der Vaart auf Son – Toooooor!

Ein Tor in der zweiten Minute ist super. Wenn nur die restlichen 88 Spielminuten nicht wären…

Es war einer dieser Tage, an denen mir wieder klar wurde, wie sehr ich diesen Verein liebe. Die mir wieder klar machten, wieso ich mir das Woche für Woche antue. Und eines dieser Spiele, wegen denen ich graue Schläfen habe.

Der HSV rettete das Einsnull tatsächlich in die Pause, kassierte aber direkt nach dem Wiederanpfiff den Ausgleich. Perisic wollte flanken, traf aber dabei ins Tor – und lachte sich drüber kaputt.

Doch anstatt auseinanderzubrechen, machte der HSV einfach weiter – und ging wenig später erneut in Führung, diesmal durch Ilicevic nach Vorarbeit von van der Vaart.

Und weil’s so schön war, legte Sonny noch einen nach – Dreieins! Doch noch während wir das Tor feierten und ehe der Zwischenstand eingeblendet wurde, machte Dortmund schon das Dreizwei.

Was blieb, waren 30 Minuten Warten, Daumen drücken und auf die Anzeigentafel starren. Ich selbst war mir ja eigentlich sicher, daß die drei Punkte in Hamburg blieben. Die Frage, die ich mir stellte, war allerdings: Weiß das auch die Mannschaft?

Die Stimmung bei den Toren war schon unglaublich, aber das Gefühl beim Schlußpfiff… Mir fehlen die Worte.
Ich hatte vergessen, wie sich solche Siege anfühlen. Siege, die zwar keine Titel bringen, aber gegen vermeintlich übermächtige Gegner in sehr wichtigen Situationen errungen werden. Diese abfallende Anspannung, diese kollektive Erleichterung… da kann man schon mal Pipi in den Augen haben.

Ooooh, wie ist das schöööön!

Um 17.20 Uhr war ich die glücklichste Pleite der Welt.

Denn auch, wenn der HSV erstaunlicherweise wirklich mal Fußball gespielt hat: Laut bundesliga.de hatte Son übers ganze Spiel nur zwei Torschüsse, insgesamt waren es nur sechs für den HSV.
Jeder zweite Schuß ein Treffer – das ist zwar ne prima Quote, aber nix für meine Nerven.

Auf der anderen Seite donnerten Adler im HSV-Tor die Bälle um die Ohren, aber er hielt ein ums andere Mal den Vorsprung. Eine großartige Leistung!

Das, was in Frankfurt in Ansätzen schon gut aussah, gefiel mir jetzt noch besser. Badelj lief und ackerte, Arslan ersetzte den rot-gesperrten Jiracek und gefiel mir gut. Die Abwehr klemmt ab und an noch etwas, schien mir aber auch stabiler als zuletzt.

Daß Son gleich zwei Tore machte, freut mich riesig für den Kleenen. Van der Vaart glänzte natürlich schon alleine wegen seiner zwei Torvorlagen, lief aber auch am zweitmeisten. Und daß das Offensivspiel mit ihm besser ist, steht außer Frage.

Loben muß man aber das komplette Team: Es war eine Gemeinschaftsleistung, die endlich einmal wieder belohnt wurde.
Denn Dortmund (26 Torschüsse!) wollte den Auswärtssieg – aber es hat nicht gekloppt… (Zitat @HerrEberhardt)

So seh'n Sieger aus, schalalalala!

Endlich!! Der erste Dreier diese Saison – der erste Heimsieg seit dem 14. April 2012.

Ich hoffe, sie schaffen es jetzt, diese Euphorie und das Selbstvertrauen mit in die Woche zu nehmen. Am Mittwoch geht’s nach Gladbach, am Samstag kommt Hannover 96 zur Geburtstagsparty vorbei.

Ich werde das breite Siegergrinsen jedenfalls noch ein paar Tage mit mir rumtragen…

In diesem Sinne:
Glaube, Liebe, Hoffnung.
NUR DER HSV!

*Die Überschrift ist eine freundliche Leihgabe vom geschätzten CrazyChemist.

26. Aug. 2012

Der HSV und die Bundesliga, das ist in den letzten Jahren eine Geschichte voller Mißverständnisse.
Ins 50. Jahr geht sie jetzt schon, diese Ehe – von goldenen Zeiten ist allerdings leider derzeit wenig zu sehen. Aber, immerhin: Man steht zusammen, in guten und in schlechten Tagen.

Ich bin ja, was den HSV betrifft, Zwangsoptimist. Das war ich immer, und das werde ich auch immer bleiben. Ich halte es da mit meiner Freundin J., Frankfurt-Fan: Wenn ich nicht mehr an meine Mannschaft glaube, muß ich auch nicht mehr hingehen.

Ich glaube an den HSV, nach wie vor. Damit scheint man derzeit allerdings eher allein auf weiter Flur zu sein. Und, ganz ehrlich: Nach einem Spieltag (bzw. vor dem Spiel war es ja nicht anders) ist mir das schleierhaft.

Ja, natürlich: Wir haben nicht gut gespielt und gegen den Glubb einsnull verloren. (Erstmals seit zwanzig Jahren zu Hause, übrigens.)
Die Spieler wollten, das würde ich ihnen nicht absprechen. Aber sie konnten halt nicht.

Alleine dieses Fehlpassfestival! Das muß man abstellen, ja. Da kann man auch fragen, wie das denn sein kann, nach so einer langen Vorbereitung und 14 Testspielen.

Aber nach 90 Minuten (Lass es 180 sein, wenn man Karlsruhe dazu nimmt) schon die HSV-Flaggen auf Halbmast hängen?

Das scheint zumindest mir der falsche Weg. Und auch einer eh schon verunsicherten (Kein Wunder, nach der letzten Saison, die knapp vorm Abgrund endete, und nach den derzeitigen Meinungen allerorten) Mannschaft wird man so eher nicht zu dem Selbstvertrauen verhelfen, das sie derzeit bräuchte.

Es ist noch lange nicht aller Tage Abend. Laufwege kann man trainieren (und sollte es auch). Manche Aktionen gestern waren schön gedacht – scheiterten dann aber an der Umsetzung oder am Mitspieler, der nicht mitgedacht hat.
Und dann kommt Mitte der Woche Badelj, außerdem pfeifen schon diverse Vögel (Nein, weder Fink noch Adler) von den Dächern, daß morgen Jiracek zum Medizincheck eintrifft.

Es fehlt spielerisch noch vieles – aber eben derzeit auch an einem vernünftigen Mittelfeld. Wie soll Berg Tore schießen, ohne Ball?
Es gab daher leider auch wenig Torchancen, zweimal war die Latte im Weg.

Großes Unverständnis hatte ich allerdings, wie alle, mit denen ich darüber sprach, für die Einwechslung von Tesche. Schöner formulierte es @HerrEberhardt beim Bier nach dem Spiel:

Beim Boxen wirft der Trainer das Handtuch – bei uns wechselt er Tesche ein.

Ja, natürlich, ich hätte in dieser Situation eher die Einwechslung von Beister und Rudnevs erwartet. Pfeifen oder buhen würde ich dennoch nie. Weder bei einer für mich merkwürdigen Einwechslung, noch nach Abpfiff.

Ich habe gestern stattdessen so laut supportet, daß mir den Rest des Abends der Hals weh tat und ich klang wie Bonnie Tyler.

Gebracht hat es leider nichts. Und dennoch werde ich es nächstes Mal wieder tun.
Oder, um es mit dem überragend haltenden René Adler zu sagen:

Ich fahre auf jeden Fall am nächsten Wochenende nach Bremen und bin überzeugt, dass wir das Spiel dort gewinnen werden.

In diesem Sinne:
Glaube, Liebe, Hoffnung.
NUR DER HSV!

22. Aug. 2012

Es gibt viele Möglichkeiten, den heißesten Tag des Jahres zu begehen. Am See rumliegen, zu Hause hechelnd den Ventilator umarmen, sich im Keller in die Kühltruhe legen. Das wäre das, was normale Menschen tun.

Ich dagegen habe mich Sonntag auf nach Karlsruhe gemacht. Und ahnte schon an der Straßenbahnhaltestelle, daß das die blödeste Idee seit langem ist…

Heiß sollte es werden, das war klar. So heiß, daß der DRK beim DFB eine Verlegung des Spiels in die Abendstunden beantragt hat. Nö, sagte man da laut SWR3, in der Stadt sei es ja auch heiß, da würden die Leute auch umfallen. Und wer’s nicht ab kann, solle halt nicht ins Stadion.

Nun gut. Ich hoffte einfach, daß auch mein Kreislauf Lust auf DFB-Pokal hat – und fuhr los.

Im Stadion, in dem sich gefühlt seit meinem ersten Besuch dort 1996 nichts, aber auch gar nichts verändert hat (Abgesehen von der Tatsache, daß Frau Wittwer vor dem Anpfiff nicht mehr “KSC olé olé” singt), gab es schon vorm Anpfiff kein Wasser mehr. Hätte es welches gegeben, es hätte knapp 3 Euro pro Becher gekostet.
Bei Temperaturen von 37 Grad und keinem Gramm Schatten in der Gästekurve beides etwas schwierig, meiner Meinung nach.

Immerhin, es gab Leitungswasser und einen netten Herrn von der Feuerwehr, der den Block mit einem Schlauch berieselte.

Aber hey, ich war ja nicht zum duschen da, sondern zum Fußball.
Wobei… Ach, lassen wir das.

Es war irgendwie insgesamt ein merkwürdiges Spiel. Ich hatte vorher noch nie erlebt, daß der Capo anfängt zu feilschen: “Wir geben jetzt drei Minuten lang Gas und dann machen wir fünf Minuten Pause, ja?”
Aber anders ging es auch nicht. Es war einfach zu heiß. Bei jedem “DIE ARME!” hoffte ich inständig, daß das gleichzeitige In-die-Luft-recken der Arme einen leichten Lufthauch verursachen würde. Vergebens.

Auch auf dem Spielfeld schien die Hitze Probleme zu machen: Bei jeder Spielunterbrechung (und es gab einige) trabten alle in den Schatten im Seitenaus, um zu trinken. In der Halbzeitpause, so las ich, gab es sogar Eiswesten für die HSV-Spieler, um die Körpertemperatur zu senken.

Genützt hat es wenig, der HSV spielte so einiges – cool aber eher nicht. Nach zwei Führungen gab es jeweils den Ausgleich, um dann Vierzwo aus dem Pokal zu fliegen.

Pokal-Aus in Karlsruhe… das kannte ich irgendwoher. Auch im Oktober 2000 war ich dabei, als der HSV sich dort blamierte.

Ich habe meine Lektion gelernt, ich kann Pokal einfach nicht – und werde jetzt zur Sicherheit diese Saison zu keinem HSV-Pokal-Spiel mehr fahren.

29. Apr. 2012

Ach, ach. Vor einem Jahr war’s schlimm, als wir auf einen Schlag sieben Spieler verabschiedet haben. Dieses Jahr waren es offiziell “nur” drei Spieler (Zählt man Drobny hinzu, vier) – aber es war schlimmer. Falls das noch geht.

Selten wollte ich so wenig ins Stadion wie gestern. Einerseits wollte ich nichts mehr, als den letzten, fehlenden Punkt zum sicheren Klassenhalt, um endlich einen Strich unter diese Horror-Saison zu ziehen.
Andererseits wußte ich: Wenn das Spiel gegen Mainz aus ist, wenn die Mannschaft vom Rasen in die Kabine geht – dann war’s das. Mit Petric, mit Jarolim.

Ich wußte, daß mir der Abschied schwer fallen würde. Natürlich auch von Petric, aber in erster Linie von Jarolim.
Als die Mannschaft zum Aufwärmen einlief, gab ich mir Mühe, den “Es ist das letzte Mal, daß Jaro als zweiter das Spielfeld betritt” zu verdrängen. Das gelang mir auch so einigermaßen.

Nächste Hürde: Mannschaftsaufstellung. Ich rief wie immer alle Spielernamen. Das aber schon fast unterbewusst und automatisch. Immer mit der Angst im Hinterkopf, Loddo würde rufen “Und heute zum letzten Mal in der Arena, unsre Nummer 10, Mladen…” – er tat es nicht. Aber ich war so darauf konzentriert, zu hoffen, daß er es nicht tut – daß ich mich bei seinem ersten Ballkontakt fragte, ob ich tatsächlich vor ein paar Minuten laut “GUERRERO!” gerufen hatte. Ganz ehrlich: Ich habe daran keine Erinnerung, habe es aber getan.

Das Spiel: Nebensache.
Wir haben zwar supportet und geklatscht, es war sehr laut – aber eigentlich waren meine Gedanken dominiert von der Angst, daß irgendwann ein Zwischenstand aus Freiburg auf der Anzeigentafel erscheinen könnte. Und vom Wunsch, daß Mladen zum Abschied ein Tor schießt – und dem wiederkehrerenden Gedanken, wie sehr mir Jaro, wie sehr er UNS in bestimmten Situationen fehlen wird.

Ich habe ja sogar verstanden, weshalb wir mit Petric nicht verlängert haben. Er und ich, das war schon ne geile Zeit… aber zum Ende hin hatten wir uns ein wenig auseinander gelebt. Ich werde aber nie die vielen Tore vergessen, von denen so viele so wichtig waren. Und niemals die Europapokaaaal-Touren. Die großen Siege. Und leider die noch größeren, bitteren Niederlagen in den Halbfinals.

Was ich seit Wochen jedoch einfach nicht verstehen kann, ist warum Jarolim gehen muß. Ja, Umbruch, junge Spieler, ich versteh schon. Aber ich glaube, man kann kein besseres Vorbild im Kader haben als ihn. Keinen größeren Kämpfer. Und wenn Tesche und Skjelbred jetzt wirklich gehen dürfen, wenn sich ein Verein findet – wer bleibt dann denn noch? Rincon, klar. Und Kacar, der noch ne Weile ausfällt und eh nie völlig überzeugen wollte. Also muß doch noch jemand fürs defensive Mittelfeld her, da könnten wir doch eigentlich…. Aber mich fragt ja keiner.

Das Spiel plätscherte so dahin, es gab ab und an mal okaye Ansätze, aber nichts bemerkenswertes. Bessere Ecken als zuletzt, ein toll nach hinten ackernder Son, Bruma in einem super Spiel. Aber sonst? Tore leider Fehlanzeige. Auf der anderen Seite griff Drobny-Ersatz Neuhaus ein paar mal helfend ein.
Aber eigentlich war das alles egal.

Und dann, plötzlich: Ein Zwischenstand aus Freiburg. Leichtes Unwohlsein zwischen Einblenden der Logos und dem Ergebnis. Einsnull für Freiburg. YES!

Der Zwischenstand aus Freiburg kam noch öfter – irgendwann stand es Viereins – und es war klar, daß Köln verliert. Und wir damit durch sind, egal, was in Hamburg passiert.

Eine Viertelstunde vor Schluß nahm Fink Petric runter. Puh. Kloß im Hals, Pipi in den Augen. Nicht nur bei mir – auch bei Petric.

Und dann die Gewissheit: Nicht mehr lang, dann geht auch Jarolim vom Platz. Ob ich mal eben aufs Klo oder zum Wurststand…?

Irgendwann, es war wohl auch ungefähr eine Viertelstunde vorm Ende, Freiburg führte zwoeins gegen Köln, sagte der Capo: “Jetzt ist alles egal!” Fortan sangen wir fast ausschließlich “DA!VID! JA!RO!LIM!, SCHALALALALA!”. Immer und immer wieder.
Jeder Ballkontakt wurde bejubelt. Beim “Ooooooooooh”, während wir auf einen neuen Ballkontakt warteten, wurden uns die Hände lahm und die Schultern brannten. Egal, durchhalten. Für Jaro – er hat es verdient.

In der 89. nahm Fink ihn runter. Glaube ich. Ich konnte das nicht so genau sehen, ich hatte was im Auge…

Dann endlich: Abpfiff. IMMER ERSTE LIGA!

Die Mannschaft streifte sich “Wir für Euch! Ihr für uns!”-T-Shirts über und trug ein entsprechendes Transparent vor sich her. Dann gab es Blumen und warme Worte – erst für Romeo Castelen, den sympathischen Pechvogel, der so oft verletzt war. Dann für Petric, der heulte wie ein Schlosshund. Und für Jarolim, der ein paar Worte an die Fans richtete. Beide mit ihren kleinen Töchtern auf dem Arm.

Drobny wurde nicht offiziell verabschiedet, die Kurve forderte aber auch ihn. Ehre, wem Ehre gebührt.

Und immerimmerwieder DA!VID!JA!RO!LIM! SCHALALALALA!
Ich schien nicht die Einzige zu sein, die vor hatte, ewig weiterzusingen – damit er nicht geht, damit das Spiel nicht vorbei ist – und damit auch nicht seine Zeit in Hamburg.

Es hat, natürlich, nicht funktioniert. Daher singe ich jetzt einfach, frei nach Freddy Quinn:
Jaro, komm bald wieder, bald wieder nach Haus!

In diesem Sinne:
NUR DER HSV! IMMER ERSTE LIGA!

Wer 13:30 Minuten Zeit und Taschentücher griffbereit hat: Hier gibt’s die ganze Verabschiedung im Video.

15. Apr. 2012

Ach Fußball, was machst Du nur mit mir? Am Mittwoch habe ich mir noch gewünscht, ein anderes Hobby zu haben, was für Mädchen, vielleicht etwas mit Pferden, oder in rosa, oder einfach nur mit ohne Fußball, Pöbeln und Herzschmerz.

Und nur drei Tage später könnte ich die ganze Welt umarmen.

Aber von vorn.

Mein Hamburg-Wochenende begann am Freitagabend mit einem Umweg. Nedfuller holt mich immer am Bahnhof ab. Auf dem Weg zu seiner Wohnung fahren wir normalerweise an der Außenalster an dem Hotel vorbei, in dem meist der Gegner absteigt. Heißt: Das Hotel, vor dem der Mannschaftsbus parkt.

Während das früher Glück brachte, schien damit in den letzten Wochen immer das Übel anzufangen. Daher fuhren wir diesmal eine andere Strecke.

Den Weg zum Stadion legten Nedfuller, Timbotania und ich mit gesenktem Blick zurück, denn auch da galt es, auf keinen Fall (Wie sonst oft) den anreisenden gegnerischen Bus zu sehen. Es klappte.

Im Stadion angekommen erwarteten uns Din-A-3-Pappen mit “Wir für Euch – Ihr für uns”-Aufdruck. Fleißige Helfer, darunter auch meine liebe Kommentatorin Carina und ihre Schwester, hatten sie Samstag ab 8.30 Uhr gefaltet und verteilt. Sogar der verletzte Dennis Diekmeier war mit von der Partie.

So sehr ich große Choreos liebe – zuletzt hatten wir damit nie Glück. Das war nicht nur mir aufgefallen, auf Twitter, Facebook und hier in den Kommentaren fiel immer wieder das Wort “Choreofluch”. Es war an der Zeit, ihn zu brechen.

Vor der Choreo gab es, wie immer, Hamburg meine Perle. Da Pape, der Loddo sonst mit der Gitarre begleitet, ausfiel, war es die deprimierendste und traurigste Perle-Version aller Zeiten. Mit auf dem Kran war nämlich der Keyboarder der Barmbek Dream Boys – und irgendwie mußten wir da schon sehr schlucken.

Das war allerdings nichts im Vergleich zum Einlaufen der Mannschaften. 57.000 Pappen gingen in die Höhe. Ein Bild, bei dem ich immer noch Gänsehaut bekomme. Ich war zu ergriffen, um Fotos zu machen, und sah auch irgendwie leicht verschwommen… Nedfuller half mir netterweise mit einem Foto aus:

Dann, endlich, Anpfiff. Denn all dem Elend der letzten Wochen und Monate zum Trotz: Ich hatte Bock auf Fußball. Und den bekam ich überraschenderweise auch!

Während wir auf den Rängen alles gaben, gab auch die Mannschaft auf dem Platz auch alles. Es wurde gekämpft, es war Einsatz da, Aufmerksamkeit, Konzentration.

Schon die Anfangsphase machte Mut. Ballbesitz, Druck nach vorne, erste Schüsse Richtung Tor.
Dann kam die 12. Minute. Son, der kleine, dünne Son, marschierte einfach mit dem Ball am Fuß quer durch halb Hannover und schob ihn dann durch vier Hannoveraner und am Torwart vorbei ins Tor.
Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!! Was für ein tolles Tor.

Und es ging weiter, der HSV machte weiter Druck, kurz drauf über einen schnellen Abwurf von Drobny, der über zwei, drei Stationen nach vorne gespielt wurde und wieder bei Son landete. Sie können es ja doch noch!!

Es gab mehrere gute Torchancen, es hat aber nicht sollen sein. Auf der anderen Seite mußte man in der ersten Halbzeit wenig Angst vor Gegentreffern haben, da gab es wenig Situationen.

In der zweiten Halbzeit machte Hannover mehr Druck, es gab einige kritische Situationen, aber Drobny war da, wenn es die Abwehr mal nicht war. Es gab auch weitere HSV-Chancen, aber Zieler rettete, wenns brenzlich wurde.

Um 17.17 Uhr hob der vierte Offizielle sein Täfelchen. Vier Minuten Nachspielzeit. Uff. Es begannen vier Minuten wie vier Jahre.

Ich blickte zur Uhr – 17.17 Uhr.
Ich blickte aufs Spielfeld.
Ich blickte zur Uhr – 17.17 Uhr.
Ich blickte aufs Spielfeld.
Ich blickte zur Uhr – scheiße, IMMERNOCH 17.17 Uhr? Ist das Ding kaputt?!
Ich blickte aufs Spielfeld.
Ich blickte zur Uhr – waaaaaaah.
Ich blickte aufs Spielfeld.
Ich blickte zur Uhr – verflucht, erst 17.18 Uhr.
Ich blickte aufs Spielfeld.
Ich blickte zur Uhr – JETZT DRÜCK DOCH MAL EINER DEN SCHNELLVORLAUF DA!
Ich blickte aufs Spielfeld.
Ich blickte vorsichtig zur U… DAS KANN DOCH NICHT SEIN!
Ich blickte aufs Spielfeld.
Ich blickte zur Uhr – 17.19 Uhr. Immer noch zwei Minuten. Verflucht, jetzt mach doch mal einer was! Können wir nicht nochmal wechseln?!
Ich blickte aufs Spielfeld.
Ich blickte zur Uhr – 17.20 Uhr. Noch eine, kommt Jungs, das schaffen wir!
Ich tastete in der Tasche nach der Kamera. Nur nicht zu früh die Anzeigentafel fotografieren, nicht, daß das noch schiefgeht.
Ich machte ein Foto.
Ich sah, wie der Schiri seine Pfeife in den Mund nahm.

Der Rest war Jubel, als hätten wir gerade einen Titel gewonnen.

Endlich, ein Heimsieg. Der erste seit Nürnberg in der Hinrunde. Der erste 2012.
Endlich wieder UFFTA. Wobei, stimmt nicht. Es war eine UFFT. Mit ganz vielen “NUR DER HSV!”s und “NIEMALS ZWEITE LIGA!”s.

Und mit einer Mannschaft, die ausgelassen mit den Fans tanzte und feierte.

Übrigens, bevor hier Fragen aufkommen: Petric spielte nicht, grippaler Effekt. Und wißt Ihr was? Ich habe ihn nicht eine Sekunde vermisst. Son und Berg haben das gestern einfach großartig zusammen gemacht!

Ich wollte nach Abpfiff die ganze Welt umarmen – und fing stellvertretend bei einem Sieges-Bierchen mit Teilen der Timeline an.

Fußball kann so schön sein!

Was bleibt, sind zwei Choreo-Pappen, eine immer noch etwas kratzige Stimme, eine schmerzende rechte Wade (Vom Hüpfen oder vom Torjubel, wer weiß das schon so genau) und ein lädierter linker Arm.
Und ein ganz breites Grinsen. Erleichterung. Hoffnung. Und ganz, ganz viel Liebe für diesen Verein.

In diesem Sinne:
NUR DER HSV!

9. Apr. 2012

Och Menno. Ich habe gestern vor dem Spiel versucht, dem Fußballgott ein Bein zu stellen. Und was ist? Er kommt und beißt mich in den Arsch. Was auch sonst.

Ich entdeckte nämlich Samstag Nachmittag eher zufällig einen alten (noch mit Mainz-Trikot) Duplo-Aufkleber von André Schürrle in meiner Handtasche. Sonntag vorm Spiel dachte ich, man könne ja zumindest sicherstellen, daß er kein Tor gegen uns macht.
Ich also schön mit der Küchenschere den Aufkleber in kleine Stücke zerlegt – und, kaum war ich fertig, plötzlich Angst vor der eigenen Voodoo-Fähigkeit bekommen. O-Ton: Nicht, daß der sich jetzt an uns rächt!

Der Gedanke war schnell vergessen, es ging ab ins Stadion. An meiner Seite zwei etwas nervöse Herren – @nedfuller und @timbotania. Ich dagegen: gelassen, zuversichtlich, die hau’n wir wech.
Der Osterhase hatte nämlich vergessen, mein Nest zu füllen – daher hoffte ich, daß er zumindest Leverkusen ein paar Ostereier ins Tor legt…

Die Stimmung im Block: laut wie selten, es wurde über weite Strecken angefeuert und gesungen, ich hörte viel Aufmunterndes, kaum Gepöbel oder gar Pfiffe.

Der HSV gefiel mir wesentlich besser als zuletzt. Natürlich läuft nach wie vor vieles nicht rund. Es fehlt manchmal an Konzentration, nach wie vor an Kreativität. Ab und an hätte ich mir beim Klären von Leverkusener Chancen auch gewünscht, daß der Ball weit weg gedroschen wird – und nicht direkt vor den Füßen des Gegners, kurz außerhalb des Strafraums landet.

Der Spielaufbau war manchmal quälend langsam – vielleicht aber auch mit dem Gedanken, lieber langsam sichere Pässe zu spielen, als mit viel Risiko schnell nach vorne zu spielen und dabei unterwegs den Ball zu verlieren (und nen Konter zu kassieren). Möglicherweise fehlt da derzeit tatsächlich die Sicherheit und das Selbstvertrauen.

Die Abwehr stand (obwohl wieder in einer neuen Formation) sicherer als zuletzt. Und wo sie es nicht tat, hielt Drobny wieder einmal überragend, und das trotz seiner Daumenverletzung. Mir fiel Mancienne positiv auf, auch Bruma als Diekmeier-Ersatz gefiel mir.

Petric und Berg gefallen mir inzwischen zusammen ganz gut, klar, die Ausbeute stimmt immer noch nicht, aber auch das wird hoffentlich noch.

Es lief nach vorne viel über links, einzig Jansens Flanken blieben leider oft am Gegner hängen. Dennoch: Ich glaube, es wird.

Wenn man sich überlegt, daß der HSV gegen den Abstieg spielt und Leverkusen bis vor kurzem noch in der Champions League antrat, sah ich da keinen Klassenunterschied.

Und diesmal passierte sogar etwas, was es schon ewig (Um genau zu sein: seit dem vierten Spieltag!) nicht mehr gab: ein Elfmeterpfiff für Hamburg, kurz vor der Pause!
Plötzlich verstummte der Support, gestandene Männer drehten sich weg, wollten nicht hingucken – auch meine Begleiter wurden etwas unruhig.
Ich blieb seltsamerweise gelassen. In diesem Moment bündelte sich aller Glaube, den ich in vier Jahren Petric an ihn hatte. Mein Mladen macht das, sagte ich, alles gut!

Und dann läuft er an – und schießt. Platziert, gut, in eine völlig andere Ecke als die, in die Leno fliegt.
Alles gut. Sag ich doch – und plötzlich wird mir schlecht und die Knie weich. NACH dem Elfer. Der Torjubel: Befreiend wie lange nicht mehr.

In der Pause atmete ich erst mal durch. Runterkommen, Kraft sammeln für die zweite Halbzeit. Wie muß es Petric wohl vor diesem Elfer gegangen sein? Das Wissen, daß der HSV das Tor braucht. Das Wissen, daß alle dieses Tor von ihm erwarten – auch und vor allem, weil er so lange nicht getroffen hatte. Momente, in denen ich froh bin, “nur” Fan zu sein. Beim Anfeuern ist man wenigstens nicht so allein wie der Spieler beim Elfmeter.

Es ging in die zweite Halbzeit – und Leverkusen begann plötzlich, Druck zu machen. Dann kam das, was wohl kommen mußte: Ein Eckball. Den ersten Schuß aufs Tor kratzt Tesche von der Linie, schießt dabei allerdings Westermann an. Der köpft (wohl eher unfreiwillig) an die Latte, der Ball kommt wieder zurück ins Spiel – und landet dann doch im Tor. Einseins. Vermutlich meinte Trappatoni das, als er mal sagte, Fußball sei immer Ding, Dang, Dong – nicht einfach nur Ding. Denn das Ding hatte Tesche noch klären können… erst das Dong landete im Tor.

Als der Torschütze eingeblendet wird, guckt mich Nedfuller leicht vorwurfsvoll an. Sein Name? Na klar: Schürrle. Hmpf. Ich und mein verdammter Hausfrauen-Voodoo!

Gut, daß um mich rum sonst keiner was von meiner Schnippelei weiß. Egal. Sonst hätte das Tor ein anderer gemacht, ganz bestimmt. Also aufstehen, Mund abwischen, weiter geht’s!

Wir legten alles, was wir hatten, in den Support. Auch die Mannschaft schien wirklich zu WOLLEN. Es fehlte wohl einfach am entscheidenden Können diesmal.

So blieb’s beim Einseins. Verdient, wie ich finde – und das sage ich eher selten. Natürlich hätten drei Punkte etwas Luft Richtung Abstiegszone gebracht. Aber dazu waren wir auch einfach nicht zwingend genug.
Aber endlich wieder Fußball ohne Beklemmungsgefühl, ohne permanent die Luftanhalten zu wollen. Auch, wenn es mehr K(r)ampf als Fußball-Gala war: So macht das endlich auch wieder Spaß!

Immerhin: Wir haben jetzt vier Punkte aus den letzten zwei Spielen, das gibt hoffentlich weiter Selbstvertrauen und Aufwind. Am Mittwoch geht’s in den Kraichgau zu Hoppenheim. Die haben am 10. Spieltag zuletzt zu Hause gewonnen, sind also seit neun Spielen in der Liga im eigenen Stadion sieglos. Ich hoffe, sie bleiben es zumindest noch einen weiteren Spieltag.

Und, keine Angst: Ich verspreche hiermit hoch und heilig, ich werde keine Spielerbilder mehr zerschnippeln. Eher mache ich es wie einst Frank Pagelsdorf und vergrabe verhexte Stricknadeln im Strafraum…

Glaube, Liebe, Hoffnung.
NUR DER HSV!

24. Feb. 2012

Jaja, ich weiß. Ich komm mal wieder hinterher wie die alte Fasnacht. Auch, wenn der HSV schon fast wieder in Gladbach im Kabinengang bereit steht, muß ich noch eben meine Chronistenpflicht erfüllen.

Mann, ey. Ich hatte so ein verdammt gutes Gefühl vorm Spiel. Während ich früher manchmal das totale Nervenbündel war, war ich diesmal so cool, daß ich beinahe Eiswürfel gepinkelt hätte. Es hat vorher alles so schön gepasst.

Freitag auf dem Weg vom Bahnhof fuhren wir am Mannschaftsbus von Wer da? vorbei. Früher war der gegnerische Bus ein gutes Omen. Zuletzt sahen wir ihn allerdings gegen Dortmund und Bremen. Beim nächsten mal werden wir wohl mal eine neue Route ausprobieren, um nicht am Stammhotel aller Gäste vorbeizukommen.

Eigentlich habe ich auch sonst alles richtig gemacht. Socken, Hummel, Franzbrötchen – alles da.

Und wenn ich ehrlich bin, ich kann auch dem HSV nicht groß einen Vorwurf machen. Der Einsatz stimmte, sie wollten – sie konnten nur leider nicht.

Beim Einsnull für die Gäste schaute ich zum Schiri, wartete, daß er abpfeift. Dann wäre alles gut geworden. Leider pfiff er nicht ab – das Tor zählte.

Auch beim Nullzwo glaubte ich noch, daß das schon wird, irgendwie. Wurde es ja auch. Als Petric das Anschlußtor gelang, endlich, nach so vielen guten Chancen – da dachte wohl nicht nur ich im Stadion, daß ein Ausgleich, wenn nicht gar ein Heimsieg, drin sind.

Zumindest bis zu der Szene, die uns wieder mal den Spott von ganz Fußballdeutschland einbrachte. Mangels Papierkugeln klappte diesmal leider die Verständigung in der Abwehr nicht – das gute, alte “Leo!”, das man rief, als ich noch jung war, scheint es nicht mehr zu geben.
Stattdessen entschieden sich sowohl Westermann als auch Rajkovic dagegen, zum Ball zu gehen, weil ihn ja der andere schon sicher hatte. Der Rest ist Gegentor. Einsdrei. Hmpf.

Es setzte also mal wieder eine Heimniederlage gegen den Erzrivalen aus dem Problemvorort. So doof das ist, gerade in Verbindung mit solchen Slapstick-Einlagen: Vielleicht sind wir einfach noch nicht so weit.
Denn, da bin ich ganz bei Guerrero, der sagte:

Nicht Bremen hat das Spiel gewonnen, wir haben es verloren.

Eine gute Nachricht gibt es dennoch: Wenn jetzt alle Spiele nur noch nullnull ausgehen, und der HSV alle seine Spiele mit einsnull gewinnt, dann, ja dann… kann der HSV noch Meister werden. Sagt zumindest der LIGAGOTT- und der muß es ja wissen.

Glaube, Liebe, Hoffnung.
NUR DER HSV!

6. Feb. 2012

Nach zig Jahren mit dem HSV weiß ich inzwischen, was die Jungs können, und was nicht. Seit einigen Jahren, egal wie schief alles andere läuft, können sie vor allem eins: Bayern zu Hause.

Daher war ich Samstag sowas von entspannt – meine einzige Sorge war: Was zieht man an, wenn gefühlte Temperaturen zwischen -15 und -25 Grad vorhergesagt werden?

Ich entschied mich für das Modell “Michelinmännchen”: Trägershirt, Longsleeve, Trikot, HSV-Kapuzenjacke, Fleecejacke mit Membran, Winterjacke.
Es war klar: Auf “DIE ARMEEE!” würde ich nur angemessen reagieren können, wenn man meine Arme mit einem an der Decke des Stadions angebrachten Seilzug nach oben hievt, aber hey… Hauptsache, warm!

Neu im Team “Zwiebellook” waren Grabber Toe Warmers, Klebedingse mit Aktivkohle, die man sich unter die Zehen tackert.

Da ich mich auch bei arktischen Temperaturen traditionell im Stadion Handschuhen widersetze, da man sonst das Klatschen nicht hört, musste noch mein Taschenofen mit. Der war aber offenbar beleidigt, weil er gegen Hertha nicht schon zum Einsatz kam – und ging gleich mehrfach aus. Dann halt nicht.

Ich sagte schon vor dem Spiel, wenn es ums Thema “Kahaaaalt!” ging, daß uns schon warm ums Herz werden würde.
Daß mir SO warm ums Herz werden würde, hat dann aber selbst mich Zwangsoptimisten überrascht.

Meine Fresse, war das großartig! Und nein, ich meine nicht die Tatsache, daß Jarolim wieder in der ersten Elf stand.

Es war vermutlich das beste HSV-Spiel der bisherigen Saison. Es gab niemanden, der richtig negativ auffiel – alle schienen konzentriert und willens, eher unplanmäßige Punkte einzufahren.
Den riesigen Unterschied, den es auf dem Papier zwischen HSV und Bayern gibt, sah ich auf dem Platz nicht wirklich.

Ich glaube (was Fußball betrifft) ja an allerlei wirre Dinge. Als Bayern plötzlich recht früh das Einsnull schoß und der Schiri auf Abseits entschied, nahm ich das als Wink vom Fußballgott. Alles wird gut. Wie in Berlin.

Und wenig später wurde alles gut: Der HSV schoß das Einsnull. Und zwar einer, den man dafür nicht unbedingt aufm Zettel hatte. Jacopo Sala, grade 20 geworden, erster HSV-Italiener aller Zeiten. In seinem 3. Pflichtspiel. Und ein schönes Tor war es noch dazu!

In unsrem Tor hielt Drobny mehrfach sensationell, selbst die Abwehr schien mir stabiler als sonst. Es lief einfach rund.

(Un)Entschieden, wenn man so will, wurde das Spiel durch zwei Wechsel. Bayern brachte Olic, den wir mit Beifall zurück in Hamburg begrüßten. Und bei uns kam Son – nur Sekunden vor einer Ecke.
Son war kaum zum Ort des Geschehens gerannt, köpfte er auch schon die Ecke weg. Blöderweise unglücklich, es gab ein Rumgestochere und irgendwer ließ Olic unbeaufsichtigt. Klar, das ist ja einer von uns, den muß man ja nicht decken… Hmpf.
Der tat, wofür er bezahlt wird – und machte den Ausgleich. Ach, Ivi. Die Mopo will nach dem Tor sogar ein “Sorry” auf seinen Lippen gelesen haben. Das ist selbst mir ein wenig zu viel Fußballromantik.

Nach dem Ausgleich die nächste Überraschung: Der HSV brach nicht ein, war nicht verschüchtert und bettelte um ein weiteres Tor – im Gegenteil. Ich machte mir tatsächlich mehr Sorgen um den plötzlich nervenbündeligen Nedfuller neben mir, als um den HSV.

Wieso auch? Wenig später hatte Son sogar das Siegtor auf dem Fuß. Er hatte Neuer schon geschlagen, traf aber nur das Außennetz. Zu jung, zu unerfahren, zu nervös? Keine Ahnung. Ist auch egal.
Es ist schade, klar, kein Thema. Aber Son ist nicht der erste HSV-Stürmer, der eine Hundertprozentige vergibt – und ich fürchte, er wird auch nicht der letzte sein.

Wenn ich meine Twitter-Timeline richtig gelesen habe, hat der Kleene nach dem Spiel vor Wut/Enttäuschung sogar Tränchen verdrückt. Hoffentlich nimmt er es sich nicht zu sehr zu Herzen. Das nächste Ding ist bestimmt drin!

Es blieb beim Einseins – und auch, wenn ich natürlich gerne gewonnen und das nicht mal unverdient gefunden hätte, bin ich zufrieden.

Wir trafen uns nach dem Spiel noch auf ein Bier mit einer nicht gänzlich glücklichen Anke Gröner und waren uns einig: Von der Schnucki-Front her war das Unentschieden völlig okay. Es war irgendwie leider nicht das Spiel der beiden.

Schließen möchte ich mit einem Random-Jarolim-Fact: 97,22 Prozent seiner Pässe kamen an! Und als er ausgewechselt wurde, sang der ganze Block “DA!VID! JAROLIM, SCHALALALALA!”. Hach.

Bayern war super, aber wirklich wichtig wird Köln am Sonntag. Wenn die Jungs dort so auftreten, dürfte da allerdings nicht viel anbrennen.
Glaube, Liebe, Hoffnung.
NUR DER HSV!

30. Jan. 2012

Es gibt ja diese Spieler, die man vergöttert, weil sie dem Verein diesen Hauch Glamour verleihen und weil sie mit ihrer Spielweise und ihren Toren auf gute Zeiten hoffen lassen. Für mich war van der Vaart so einer, damals, bevor er zu van der Verraat wurde. Und Petric.

Viel (Ja, Ihr lest richtig!) wichtiger sind mir aber immer die Spieler, die das Herz am rechten Fleck haben. Die, denen man wirklich abnimmt, daß sie die Raute im Herzen haben, und das hier mehr als ein Arbeitgeber ist. Die, die nicht immer zu den besten Technikern oder größten Torjägern gehören, die manchmal auf der Bank landen, und sich heimlich, still und leise, ohne zu meckern, wieder zurück kämpfen.
Wer hier länger mit liest, weiß: Ich denke an Spieler wie Basti Reinhardt damals, und wie heutzutage Jarolim.

Als am Freitag klar wurde, daß Jaro in Berlin in der ersten Elf steht, war das Geschrei auf Twitter groß. So laut sogar, daß mein Freudenschrei unterging.
Am Abend diskutierte ich mit Nedfuller beim Lieblingsgriechen über Pro und Contra der Fink’schen Entscheidung. Wer welche Position dabei vertrat, dürfte klar sein.

Ich verstehe das Argument, Jaro sei nicht die Zukunft, er sei zu alt.
Ich verstehe aber nicht, wieso man die Zukunft (nennen wir sie mal Kacar) immer wieder aufstellen soll, wenn Kacar derzeit bei vier Ballkontakten fünfmal den Ball verliert. Denn was hilft uns die Zukunft auf der Sechs, wenn sie die Zukunft der ganzen Mannschaft gefährden könnte?

Vor dem Spiel war klar: In Berlin MUSS gewonnen werden. Und genau diese Spiele setzt der Verein meines Herzens dann gerne in den Sand.

Daher war der Druck auf die Mannschaft immens. Und genau deshalb hielt ich es für die einzig richtige Entscheidung, Jarolim aufzustellen. Unsren Papa Schlumpf, der vermutlich selbst dann weiter gerannt wäre, wenn er auf dem Spielfeld beide Beine eingebüßt hätte.

Freitag abend, bei Ouzo und Bifteki, wurde ich dafür nicht nur an- sondern auch ausgelacht.

Samstag Nachmittag, wenige Minuten nach Anpfiff, hörte ich von rechts ein zerknirschtes “Ja, Du hattest Recht, es war richtig, ihn aufzustellen.”

Sonntag der Blick in die Statistiken:
Laut bundesliga.de sind 92% der Jarolim’schen Pässe angekommen. Zum Vergleich: Kacar, für den Jaro ins Team rutschte, kam gegen Dortmund auf 62%. (Der Fairness halber: Gegen Aachen 84%, gegen Nürnberg 75%).
Außerdem hat Jarolim zusammen mit Rincon die meisten Kilometer (11,4) runter gerockt.

Aber, was viel wichtiger ist als blanke Zahlen: seine Körpersprache, sein Einsatz, sein Biss!

In Berlin kam eine völlig andere Mannschaft aus dem Katakomben als die, die sich Sonntag nach der Klatsche nicht zu uns in die Kurve getraut hat. Nicht von der Aufstellung her – sondern von der Einstellung.
Es schien von der ersten Minute an Kampfgeist da zu sein, Wille, Konzentration. Verdammt nochmal, es gab sogar gleich zu Beginn Torchancen!

Daß dann Hertha das erste Tor schoß, war irgendwie klar. Danke an dieser Stelle dem Erfinder der Abseitsregelung – ich bin dennoch wieder ein wenig grauhaariger geworden.

Und plötzlich lief es einfach. 24. Jansen, Einsnull. Und dann, in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit legte Petric nach: Zwonull.
Wir AUS!WÄRTS!SIEG!ten uns durch die Halbzeitpause.

Das war natürlich ein wenig verfrühter Optimismus, man ist ja Fan vom HSV. In Halbzeit zwei wurden nämlich wieder die Herren Schlendrian und Hühnerhaufen eingewechselt – und plötzlich stand es nur noch einszwo.
Was folgte, war diese Art von Spannung, auf die ich wirklich gerne verzichtet hätte. Oder, wie der HSV so schön twitterte:

Nach drei endlosen Minuten Nachspielzeit (Meine Nerven!!) und zwei Zeitschinde-Auswechslungen kam endlich der erlösende Schlußpfiff. Puh. AUS!WÄRTS!SIEG!!

Es war ein hart erkämpfter Sieg – ich verlor neben meiner Stimme zeitweise auch mehrere Zehen (Scheiße, war das kalt!!) und hatte zum Schluß wirklich Angst, wie so oft zuvor doch noch kurz vor knapp den Ausgleich zu kassieren.

Aber zum Glück war am Ende doch allet jut jewesen.

Als ich übrigens nach dem Spiel die großartigste Mutter von allen (meine) anrief, nahm sie ab und sang, ohne abzuwarten, ob ich es wirklich bin, “SO SEH’N SIEGER AUS!” :))

Jetzt also 22 Punkte, Platz 11. Hätte Gladbach heute Stuttgart 11:0 geschlagen, wäre sogar Platz 10 drin gewesen…

Die nächsten Wochen werden verdammt wichtig und Samstag kommt Bayern. Ich freu mich drauf!

In diesem Sinne:
NUR DER HSV!

26. Jan. 2012

Es gibt mehrere Möglichkeiten, recht schnell zu merken, wie meine Laune ist. Eine der einfachsten ist der Blick auf meinen Wäscheständer.

Sieht es da so -oder so ähnlich- aus, dann sollte man mich am besten nicht ansprechen.

Ja, ich wasche nach Niederlagen, bei denen ich im Stadion war, meine gesamte Stadionklamotte. Es ist der nicht immer von Erfolg gekrönte Versuch, schlechtes Karma vom Weißen Riesen besiegen zu lassen.

Und ja, im Umkehrschluß heißt das auch: Wenn ich Unentschieden oder Siege sehe, wasche ich es nicht. Die HSV-Socken natürlich ausgenommen.

Oder, wie mein Chef (BVB-Fan) neulich sagte: Achso, ‘83 hättest Du dann also gestunken, oder wie?
Ja, hätte ich. Nach Bier(dusche) und Sieg und nach Sensation.

Stattdessen werde ich kommenden Sonnabend wieder mit blitzsauberen, nach Waschmittel duftenden Stadionklamotten losziehen. Verdammte Scheiße.

Mann ey. Da freut man sich, daß die Bundesliga endlich wieder anfängt und dann… puh.

Man muß sich das mal vorstellen, da kommt ne Mannschaft völlig euphorisch ausm Trainingslager und klopft große Sprüche. Da sagt der Kapitän Dinge wie

Durch dieses Spiel kann eine gewaltige Eigendynamik entstehen – deshalb ist es das wichtigste Spiel der Rückrunde. Wenn wir den Meister schlagen, könnten wir schon jetzt in der Tabelle gehörig Boden gut machen.

Und dann… macht man gehörig Boden gut. Allerdings in Richtung falsches Tabellenende.

Versteht mich nicht falsch – dem HSV fehlten wichtige offensive Spieler, es stand junges Gemüse (Lam) in der Startelf, der Meister war zu Gast.
Aber, verdammt nochmal: Was war DAS denn?!

Man kann gegen Dortmund verlieren, keine Frage. Wenns blöd läuft, kann man vermutlich auch mal 1:5 verlieren. Aber doch bitte nicht SO?

Von der ersten Minute an schien der HSV komplett verängstigt. Ich verstehe nur nicht, warum? Nach vorne ging nichts, der Versuch über die Außen zu kommen, wurde von den kompakt stehenden Dortmundern im Keim erstickt.
Und die Abwehr? Liegt offenbar noch irgendwo unter der Sonne Marbellas. Aufm Platz war sie jedenfalls nicht, wenn Ihr mich fragt.

Es ist müßig, einzelne Spieler anzusprechen. Wenn wir ehrlich sind, war das alles scheiße.

Beim Stand von 0:4 dachte ich noch: Ah, sie wollen den BVB demütigen, indem sie ihm ein Ergebnis schenken, das an den Erzrivalen erinnert.
Dann fiel aber auch noch das Nullfünf und der, nunja, Ehrentreffer.

Für meinen Geschmack reichen diese Gegentore jetzt erst mal für ne Weile. Ich hoffe, die Mannschaft sieht das ähnlich.

Zu allem Elend war Sonntag auch wieder Boykott. Diesmal als Zeichen für “Kein Zwanni fürn Steher”, die wenigen Auserwählten stellten zwischen Minute 46 und 55 den Support vollständig ein.

Ganz ehrlich: Ich versteh’s nicht. Die Mannschaft macht keine Ticketpreise. Die Mannschaft braucht uns. Grade in so einem Spiel. Bringt es den Gästen auch nur einen Cent, wenn wir unser Team im Stich lassen?

Überhaupt, die Gäste. Geplant war, daß mehrere hundert Dortmunder vorm Stadion am Radio das Spiel verfolgen als Protestaktion. Mir erschloß sich das schon dahingehend nicht, als ne Fahrt von Dortmund nach Hamburg vermutlich mehr kostet alsn Zwanni. (Die Gäste-Steher kosteten übrigens meines Wissens 19 Euro zzgl. Gebühren.)
Wie viele Dortmunder wirklich im Regen standen, weiß ich nicht, die Berichte gehen da weit auseinander. Trotz der Boykottaktion der Gäste schien die Gästekurve jedenfalls voll, das Stadion war ausverkauft.

Unsre wenigen Auserwählten ließen also aus Solidarität zehn Minuten lang Trommeln, Fahnen und Singsang ruhen und hatten die Anwesenden im Block gebeten, mitzumachen.
Ihr könnt Euch denken, was passiert ist. Minute 46, die Mannschaft kommt raus, erste Fahnen von anderen Fans im “bunten Stimmungsblock” recken sich in die Höhe. Und was kommt über die blockeigene Lautsprecheranlage? “FAHNE RUNTER!”

Ich laß das einfach mal so stehen, möge sich jeder selbst seinen Teil dazu denken.
Ich fand’s allerdings genau wie das Spiel des HSV und das Ergebnis:
Scheiße.

In diesem Sinne:
Es kann nur besser werden. Am besten schon am Samstag in Berlin.

NUR DER HSV!

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