Es gibt ja diese Spieler, die man vergöttert, weil sie dem Verein diesen Hauch Glamour verleihen und weil sie mit ihrer Spielweise und ihren Toren auf gute Zeiten hoffen lassen. Für mich war van der Vaart so einer, damals, bevor er zu van der Verraat wurde. Und Petric.
Viel (Ja, Ihr lest richtig!) wichtiger sind mir aber immer die Spieler, die das Herz am rechten Fleck haben. Die, denen man wirklich abnimmt, daß sie die Raute im Herzen haben, und das hier mehr als ein Arbeitgeber ist. Die, die nicht immer zu den besten Technikern oder größten Torjägern gehören, die manchmal auf der Bank landen, und sich heimlich, still und leise, ohne zu meckern, wieder zurück kämpfen.
Wer hier länger mit liest, weiß: Ich denke an Spieler wie Basti Reinhardt damals, und wie heutzutage Jarolim.
Als am Freitag klar wurde, daß Jaro in Berlin in der ersten Elf steht, war das Geschrei auf Twitter groß. So laut sogar, daß mein Freudenschrei unterging.
Am Abend diskutierte ich mit Nedfuller beim Lieblingsgriechen über Pro und Contra der Fink’schen Entscheidung. Wer welche Position dabei vertrat, dürfte klar sein.
Ich verstehe das Argument, Jaro sei nicht die Zukunft, er sei zu alt.
Ich verstehe aber nicht, wieso man die Zukunft (nennen wir sie mal Kacar) immer wieder aufstellen soll, wenn Kacar derzeit bei vier Ballkontakten fünfmal den Ball verliert. Denn was hilft uns die Zukunft auf der Sechs, wenn sie die Zukunft der ganzen Mannschaft gefährden könnte?
Vor dem Spiel war klar: In Berlin MUSS gewonnen werden. Und genau diese Spiele setzt der Verein meines Herzens dann gerne in den Sand.
Daher war der Druck auf die Mannschaft immens. Und genau deshalb hielt ich es für die einzig richtige Entscheidung, Jarolim aufzustellen. Unsren Papa Schlumpf, der vermutlich selbst dann weiter gerannt wäre, wenn er auf dem Spielfeld beide Beine eingebüßt hätte.
Freitag abend, bei Ouzo und Bifteki, wurde ich dafür nicht nur an- sondern auch ausgelacht.
Samstag Nachmittag, wenige Minuten nach Anpfiff, hörte ich von rechts ein zerknirschtes “Ja, Du hattest Recht, es war richtig, ihn aufzustellen.”
Sonntag der Blick in die Statistiken:
Laut bundesliga.de sind 92% der Jarolim’schen Pässe angekommen. Zum Vergleich: Kacar, für den Jaro ins Team rutschte, kam gegen Dortmund auf 62%. (Der Fairness halber: Gegen Aachen 84%, gegen Nürnberg 75%).
Außerdem hat Jarolim zusammen mit Rincon die meisten Kilometer (11,4) runter gerockt.
Aber, was viel wichtiger ist als blanke Zahlen: seine Körpersprache, sein Einsatz, sein Biss!
In Berlin kam eine völlig andere Mannschaft aus dem Katakomben als die, die sich Sonntag nach der Klatsche nicht zu uns in die Kurve getraut hat. Nicht von der Aufstellung her – sondern von der Einstellung.
Es schien von der ersten Minute an Kampfgeist da zu sein, Wille, Konzentration. Verdammt nochmal, es gab sogar gleich zu Beginn Torchancen!
Daß dann Hertha das erste Tor schoß, war irgendwie klar. Danke an dieser Stelle dem Erfinder der Abseitsregelung – ich bin dennoch wieder ein wenig grauhaariger geworden.
Und plötzlich lief es einfach. 24. Jansen, Einsnull. Und dann, in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit legte Petric nach: Zwonull.
Wir AUS!WÄRTS!SIEG!ten uns durch die Halbzeitpause.
Das war natürlich ein wenig verfrühter Optimismus, man ist ja Fan vom HSV. In Halbzeit zwei wurden nämlich wieder die Herren Schlendrian und Hühnerhaufen eingewechselt – und plötzlich stand es nur noch einszwo.
Was folgte, war diese Art von Spannung, auf die ich wirklich gerne verzichtet hätte. Oder, wie der HSV so schön twitterte:
Nach drei endlosen Minuten Nachspielzeit (Meine Nerven!!) und zwei Zeitschinde-Auswechslungen kam endlich der erlösende Schlußpfiff. Puh. AUS!WÄRTS!SIEG!!
Es war ein hart erkämpfter Sieg – ich verlor neben meiner Stimme zeitweise auch mehrere Zehen (Scheiße, war das kalt!!) und hatte zum Schluß wirklich Angst, wie so oft zuvor doch noch kurz vor knapp den Ausgleich zu kassieren.
Aber zum Glück war am Ende doch allet jut jewesen.
Als ich übrigens nach dem Spiel die großartigste Mutter von allen (meine) anrief, nahm sie ab und sang, ohne abzuwarten, ob ich es wirklich bin, “SO SEH’N SIEGER AUS!” :))
Jetzt also 22 Punkte, Platz 11. Hätte Gladbach heute Stuttgart 11:0 geschlagen, wäre sogar Platz 10 drin gewesen…
Die nächsten Wochen werden verdammt wichtig und Samstag kommt Bayern. Ich freu mich drauf!
In diesem Sinne:
NUR DER HSV!